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Das U 19-Team spielt am Samstag um den Halbfinaleinzug in der deutschen Meisterschaft. Warum die Sentinels zu den besten Ausbildungsclubs zählen.
Bad Homburg -Die Sentinels können wieder einmal etwas Besonderes erreichen. Seit der Gründung des American-Football-Clubs hat sich das in der Wahrnehmung vieler Menschen in Bad Homburg nie geändert. Gefühlt geht es die ganze Zeit aufwärts mit dem Verein, dessen Entstehung 2015 auf eine Idee der jungen Footballer Tim Miscovich, einst Club-Präsident, jetzt wieder in den USA lebend, und Maximilian Schwarz, im Westerwald aufgewachsen, jetzt in Ober-Eschbach lebend und Club-Präsident, zurückgeht.
Die Männermannschaft stößt jedoch in der GFL 2, der 2. Bundesliga, an ihre Grenzen. Was auch für den immer noch überdurchschnittlichen Publikumszuspruch von einigen hundert Fans zu gelten scheint. Die Nachwuchsmannschaft der Altersklasse U 19 ist dagegen noch genau einen Sieg davon entfernt, zu den Top 4 der Republik zu gehören.
Am Samstag kämpft das Team des Trainerstabs um Markus Laumann als Sieger der Gruppe Mitte, gegen den Zweiten der Gruppe Nord, die Hamburg Huskies, um den Einzug ins Playoff-Halbfinale um den Juniorbowl, die deutsche Jugendmeisterschaft. Kickoff ist im Sportzentrum Nord-West um 16 Uhr.
Im Vorjahr waren die bis dato unbesiegten Youngster im Viertelfinale gegen Köln chancenlos - und jetzt? „Die Chancen stehen fifty-fifty, aber ich gehe davon aus, dass wir gewinnen“, sagt Markus Laumann mit einem Lächeln. Der Mann macht einen entspannten Eindruck, als er sogleich auf die große Bedeutung der Partie aufmerksam macht: „Es wäre der Lohn für unser Jugendprogramm, das wir vor vier Jahren gestartet haben.“
Laumann, 51, Finanzdirektor einer Flugsicherheitsfirma, hat sich 2019 den Sentinels angeschlossen, denen seine Frau Sandra bereits seit sechs Jahren angehört. Die 48-jährige Inhaberin einer kleinen Werbeagentur legt als Vizepräsidentin den Fokus auf die Jugendarbeit, während ihr Mann, früher selbst ein Footballer, die U19 federführend coacht. Sohn Erik, einst zum ersten Jugendteam der Sentinels gehörend, absolviert gerade seine letzte Saison in der U 19, sein jüngerer Bruder Tobi spielt in der U 10 (da noch körperlosen Football).
Sentinels: Gegen den Trend bei hessischen Vereinen
Das Bad Homburger Paar setzt mit seinen ebenfalls ehrenamtlich tätigen Mitstreitern ein Konzept um, das ankommt. Rund 150 Kinder und Jugendliche verteilen sich auf Teams der Altersklasse U 10, U 13, U 16 und U 19. Tendenz im Sog der immer präsenter werdenden nordamerikanischen Profi-Liga NFL: steigend.
Diese positive Entwicklung ist nicht bei allen Football-Clubs zu spüren. In Hessen - gemessen an den Zahlen - womöglich sogar nur in Bad Homburg. Die Sentinels wären mit ihrer U 16 gerne als Elfer-Team in der Oberliga angetreten. Alle anderen Clubs plädierten aus personellen Gründen aber lieber für Neuner-Teams. Das gleiche Bild in der U 13: Zu siebt wollten die Sentinels spielen, die anderen hessischen Vereine meldeten nur Fünfer-Teams.
Die Laumanns selbst verweisen derweil unbedingt auf weitere Menschen, ohne die nicht alles so wäre, wie es ist. Dazu zähle jeder Trainer und Team-Manager.
Warum aber ist der Bad Homburger Verein beim Football-Nachwuchs so beliebt? Der Versuch einer Einordnung:
Die Philosophie: „Wir möchten die Jungs ausbilden. Am Ende sollen sie ein besserer Footballer und ein Stück weit auch ein besserer Mensch geworden sein“, fasst Markus Laumann zusammen. Und er sagt: „Football ist der beste Teamsport. Jeder kann ihn spielen.“ Zu schwergewichtig? Zu klein? Zu langsam? Abwertende Blicke für Schwächere, wie in Jugendteams anderer Sportarten? Gäbe es nicht. „Bei uns wird direkt integriert.“ Laumanns Coaching-Staff findet für jeden Spieler einen Platz.
Mit fast 80 Jugendlichen im Alter von 16 bis 18 Jahren ging es in die Saison. Bis zu 50 können für ein Spiel nominiert werden. Immer elf stehen gleichzeitig auf dem Feld - entweder in der Verteidigung oder in der Offensivreihe. Natürlich könne nicht jeder spielen, sagt Laumann. Jedoch säße pro Partie jeder mal auf der Bank. Auch eigentlich unverzichtbare Spieler wie Abwehrspezialist Phil Oesterling (dem Jugendnationalspieler werden gute Chancen auf eines der raren College-Stipendien in den USA zugesprochen) oder Finn Kohlenbach (der pfeilschnelle deutsche Jugendmeister in der Leichtathletik ist ein Touchdown-Garant).
Selbst wenn die Qualität des Spiels leide: Trainingsbeteiligung und Einsatzfreude müssten belohnt werden, auch wenn ein Spieler weniger talentiert sei, sagt Coach Laumann. Zudem mache der Teamgeist vieles wett. So fühlten sich auch Spieler mit geringen Einsatzzeiten zugehörig. Im Vordergrund stehe dabei immer der Spaß. Kein Drill.
Der Ehrenkodex: „Auf dem Feld sind wir Konkurrenten, außerhalb verstehen sich Football-Spieler“, sagt Jugendleiterin Sandra Laumann. Nicht gegeneinander, sondern zusammen, laute die Devise mit Blick auf andere Vereine. Deshalb unterschrieben Jugendtrainer bei den Sentinels vor der Saison eine Vereinbarung: „Spieler anderer Vereine abzuwerben, ist bei uns verboten.“
Die Talente - sie kommen von selbst. Jahr für Jahr. Vor allem wenn sich Teams anderswo auflösen, wie in Hanau oder vor dieser Runde in Rodgau, nehmen sie lieber den weiten Weg in den Taunus auf sich, als sich einem nahe gelegenen Club anzuschließen.
Der soziale Aspekt: Football soll für alle erschwinglich sein. Dagegen spricht die notwendige Ausrüstung, die für einen Spieler schon gebraucht mindestens 300 Euro kostet. Die Sentinels erhalten dennoch Zulauf von Kindern aus allen sozialen Schichten, da der Mitgliedsbeitrag niedrig gehalten (80 Euro im Jahr) und die Ausrüstung teilweise an die Spieler verliehen wird.
Für die nahe Zukunft arbeitet Sandra Laumann in Kooperation mit der Stadt und einem Sponsor an einem Programm, das sozial deutlich schwächer gestellten Familien die Teilnahme am Training ermöglichen soll.
Problemfelder: Wenige Trainingszeiten, Playoffs in den Sommerferien
Hinzu kommen aber auch Themen, die unvermeidlich sind. Das haben die Sentinels mit anderen Vereinen gemein. Gerne würden sie mehr Training anbieten. Die U 19 beispielsweise hat nur zwei Slots pro Woche: einen in Kirdorf, einen in Ober-Eschbach. Eigentlich zu wenig, um mit den Top-Teams aus Düsseldorf, Berlin und Schwäbisch-Hall mithalten zu können. Das Letztere, der Nachwuchs des Deutschen Meisters, fügte der U 19 die bis dato beiden einzigen Saisonniederlagen bei.
Ein spezifisches Handicap, mit dem alle Vereine klarkommen müssen: Die deutsche U19-Meisterschaft wird in den Sommerferien entschieden. Die Sentinels setzen sich dafür ein, die Saison künftig zu unterbrechen und erst für September die entscheidenden Spiele anzusetzen.
Für Samstag ist Markus Laumann erst einmal froh, einen 32er-Kader aufbieten zu können - immerhin mit allen Leistungsträgern. „Unser Anspruch sind die Top 4. Wir wollen immer ein Stückchen besser werden“, sagt er. In diesem Jahr fehlt dafür nur noch ein Sieg.
THORSTEN REMSPERGER
Author: Brandon Keith
Last Updated: 1702883522
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